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Darf er das? - „Das habe ich mir aber anders vorgestellt!“

Seite 5 von 5: „Das habe ich mir aber anders vorgestellt!“

 

„Das habe ich mir aber anders vorgestellt!“

Die größte Herausforderung von Literaturverfilmung besteht darin, geschriebene Literatur in einer ausführlichen Beschreibung von Geschehnissen und Empfindungen in einem Film mit Bildern, Kulissen, Musik und ausdruckvoller Sprache zu visualisieren. Die Herausforderung liegt dabei nicht nur in das zum Ausdruck bringen von den Gefühlen und Gedanken der Personen, sondern über das Medium Film gleiche Ausdrucksweisen wie Buch darzustellen unter dem Gesichtspunkt dieses möglichst kompakt zu gestalten. Daher sind wir nach einer Literaturverfilmung oftmals enttäuscht, da die Protagonisten nicht immer unserer Imagination entsprechen.

„Das Parfum“ ist ein Roman, welches im Jahr 1985 von dem deutschen Schriftsteller Patrick Süskind verfasst wurde. Das Buch erzählt die Geschichte eines jungen Mannes namens Jean-Baptiste-Grenouilles, welcher durch seinen außergewöhnlich starken Geruchssinn ein außerordentliches Kunstwerk kreiert. Im Jahre 2006 schafft der Regisseur Tom Tykwer den Roman als Literaturverfilmung erfolgreich an die Leinwand zu projizieren.

Besonders wichtig und gelungen sind die Kameraführungen von Frank Griebe. Diese spielen eine wichtige Rolle, da der Zuschauer lediglich das sieht, was ihm gezeigt wird. Dinge, die außerhalb des Blickfeldes ablaufen, existieren für ihn nicht. Daher sind die verschiedenen Kameraperspektiven, die Einstellungsgrößen und Kamerabewegung von großer Bedeutung. Bereits in der Exposition sind die oben genannten Aspekte erfolgreich umgesetzt worden. Durch die deduktive Informationsvermittlung, bei welcher durch die Panorama-Einstellung zunächst ein erster Eindruck von dem historischen Ort, nämlich dem Fischmarkt gewonnen wird. Anfangs wird der Markt aus verschiedenen Perspektiven gezeigt, wodurch zunächst ein grober Überblick und eine Orientierung geschaffen wird. Durch die darauffolgenden Nah- und Großaufnahmen wird der Zuschauer automatisch „gezwungen“, das Geschehen bewusst und präzise zu beobachten. Besonders gut gelingt dies, bei den Nahaufnahmen der blutigen Innereien und der Insekten. Die Atmosphäre eines verdreckten und stinkenden Ortes wird zum Ausdruck gebracht und über akustische Stilmittel wie bspw. das Summen von Fliegen weiterhin verstärkt. Grenouille wird blutübergossen in Detailaufnahmen gezeigt, bei welchen der Fokus auf seine Nasenflügel liegt, da diese sich stark bewegen. Dem Leser wird somit schon relativ am Anfang bewusst, dass es sich bei Grenouille nicht um einen „normalen“ Menschen handelt. Besonders gut finde ich die Kameraführung, als Grenouille seinen ersten erfolgreichen Versuch beim Konservieren eines Duftes gemacht hat. Der Herstellungsprozess wird genau gezeigt und auch wie der erste Tropfen ganz langsam auf die Hand des Protagonisten tropfte wird mittels einer Nahaufnahme dargestellt.

Die Montage des Tonmaterials ist gleicherweise wichtig und gut gewählt. Mithilfe der Akustik auf dem Fischmarkt wird durch die vielen gleichzeitig stattfindenden Gespräche, dem Zerteilen der Fische mit lauten „Hackgeräuschen“ und unterschiedlichen Lautstärken eine hektische und aggressive Stimmung als auch Atmosphäre erzeugt.
Wenn die Stimme des Sprechers hierbei aus dem Off kommt und der Zuschauer bloß auf die Bilder der gezeigten Handlung guckt, verleiht es dem Zuschauer dazu, aus der Perspektive des Erzählers auf das Geschehen zu blicken

Auch die Filmmusik als Grenouille das Mirabellenmädchen zum ersten Mal sieht und riecht baut Spannung bei dem Zuschauer auf. Die Musik unterstreicht das Geschehen noch stärker, zudem werden Stimmungen, Gedanken und Assoziationen vermittelt, die der Zuschauer allein aus dem Bild nicht entnehmen kann.

Des Weiteren finde ich die Parallelmontage sehr gelungen, zum Beispiel in der auf der einen Seite die Szene in der Kirche, wo der vermeintliche Täter gefasst wird dargestellt wird. Auf der anderen Seite jedoch wird Grenouille gezeigt, wie er auf freiem Fuß ist und mit seinen Düften experimentiert.

Außerordentlich gut finde ich zudem die Schauspielkünste von Grenouille, welche von Ben Whishaw verkörpert wurden. Auch wenn er im Film nur einige wenige Textpassagen besitzt, schafft er es allein mit seiner Mimik und Gestik zu überzeugen. Besonders gut finde ich die Szene, in der Grenouille in der Höhle erfährt, dass er keinen Eigengeruch besitzt und daraus schlussfolgert er, dass die Menschen ihn nicht wahrnehmen können. Ihm ist nicht bewusst, dass nicht jeder seine Umgebung über den Geruchsinn wahrnimmt. Die pure Enttäuschung ist äußerst gut zu erkennen. Eine weitere bemerkenswerte Szene ist, als er die Katze von Baldini versucht zu destillieren und sich seiner Tat, durch den Drang etwas zu konservieren, nicht bewusst ist. Auch als ihn nach seinem scheiternden Versuchen bewusst wird, dass er das Mirabellenmädchen nie wieder mehr riechen kann, fällt er tot krank um.

Der einzige Aspekt der meiner Meinung nach im Film nicht so herausragt ist, die abscheuliche und verachtende Darstellung von Grenouille wie im Buch. Des Weiteren wird er nach seiner Ankunft in Grasse nicht als ein „abgekapseltes Tier“ gehalten, sondern sieht aus und verhält wie ein „ganz normaler“ Mensch.

Meines Erachtens nach ist der Film dem Buch in vielerlei Hinsichten gerecht geworden. Obwohl ich in der Einleitung zunächst auf die Nachteile einer Literaturverfilmung eingegangen bin, finde ich, dass es sich hierbei trotz der vielen Herausforderungen um eine gelungene Verfilmung handelt. Die wichtigsten Aspekte, Zusammenhänge und Details sind für das Verständnis des Buches durchaus vorhanden. Daher sind der Erfolg und die Anerkennung der Verfilmung für mich hundertprozentig nachvollziehbar und verdient.

Muskan Parvez, 11c

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